Bis zur Einweihung

Planung (1888-1894)

Die Pläne für das neue Gotteshaus entwarf der Bamberger Architekt Gustav Haeberle (1853-1930). Haeberle war ein "Allround"-Architekt, dessen Werk alle Bereiche profanen Bauens abdeckt, angefangen vom einfachen Nebengebäude bis hin zu repräsentativen Bauwerken. Einen Namen machte er sich vor allem durch den Bau von Villen, Häuserzeilen und Zweckbauten vor allem in Bamberg und dem Bamberger Umland, aber auch in der Schweinfurter Gegend bis hinauf in die Rhön. Als herausragend sind hier unter anderem der ausgedehnte Fabrikkomplex der Bamberger Mälzerei Weyermann und der Palas-Neubau der Altenburg in Bamberg zu nennen.

In seinem insgesamt 125 Neubauten umfassenden Werkverzeichnis finden sich auch zwölf Kirchenneubauten. Unter ihnen ist die Forchheimer Kirche das größte und aufwendigste Kirchenbauprojekt des Bamberger Architekten. Der erste Entwurf für den Forchheimer Kirchenbau aus dem Jahr 1889 zeigt, dass sich Haeberle im Bereich der Kirchenarchitektur auf der Höhe der Zeit bewegte. Er orientierte sich bei seinen Planungen vor allem an den Werken der damals bedeutenden Berliner Kirchenarchitekten um Johannes Otzen (1839-1911), wobei insbesondere der Einfluss sowohl von Otzen selbst als auch von dessen Mitarbeiter Johannes Vollmer (1845-1920) zu bemerken ist.

Doch auf Wunsch von Albert Schaal, Fabrikant und Mitglied der Kirchenverwaltung, sollte die kleine, aber sehr prachtvoll ausgeführte Katharinenkirche zu Reutlingen, dem Geburtsort Schaals, als Vorbild für den Kirchenneubau in Forchheim herangezogen werden. Diese war in den Jahren 1887-1890 als Erstlingswerk des nachmals berühmten Stuttgarter Kirchenbaumeisters Heinrich Dolmetsch (1846-1908) errichtet worden.

 

Schaals Bestrebungen gingen eigentlich dahin, Dolmetsch selbst als Architekten für das Forchheimer Bauprojekt zu gewinnen, was jedoch aufgrund finanzieller Rücksichten nicht in Betracht kam.

Andere Rahmenbedingungen vonseiten der Kirchenverwaltung bezogen sich auf die Größe der Kirche: Sie sollte Raum für mindestens 700 Personen bieten und im Gegensatz zur Reutlinger Kirche einen eigenständigen Hauptturm erhalten. Gleichzeitig aber wurde dem Architekten eine finanzielle Obergrenze von 100000 Mark gesetzt. Bei seinen Planungen fügte sich Haeberle diesen Wünschen der Bauherren und verband seine eigenen Vorstellungen mit der Formensprache des Reutlinger Vorbilds. Der gesetzte finanzielle Rahmen zwang ihn dabei zuweilen zu äußerster Sparsamkeit, so dass beispielsweise am Außenbau Zierrat nur an wenigen markanten Punkten eingesetzt werden konnte.

Haeberle verstand es, all diese teilweise recht unterschiedlichen Elemente geschickt zu einem einheitlichen Baukonzept zu verbinden und so einen ausreichend dimensionierten und wohlgestalteten Kirchenbau für die Forchheimer Gemeinde zu entwerfen. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Architekt seinen Planungen bis auf wenige Ausnahmen die Empfehlungen des sogenannten Eisenacher Regulativs zugrunde legte, eines auf der Eisenacher Kirchenkonferenz im Jahr 1861 beschlossenen Bauprogramms für evangelische Kirchen.

Bau und Einweihung (1894-1896) 

Am 17. Oktober 1894 begannen die Bauarbeiten mit dem ersten Spatenstich. Bis auf drei Ausnahmen kamen die ausführenden Handwerksbetriebe allesamt aus Forchheim. Folgende Firmen waren am Bau beteiligt:

  • Erd-, Maurer- und Steinhauerarbeiten: Peter Hartmann, Frensdorf, und Georg Reichert, Reundorf
  • Zimmermanns- und Schreinerarbeiten: Heinrich Leopold, Forchheim
  • Flaschnerarbeiten: Adam Müller, Forchheim
  • Dachdeckerarbeiten: Heinrich Heyder, Forchheim
  • Schlosserarbeiten: Firma Bühring & Weiler, Forchheim
  • Glaserarbeiten: Carl Wörlein, Bamberg (bis Mai 1896 als Teilhaber der Bamberger Firma Schmitt & Postek)
  • Malerarbeiten: Jakob Brug, Forchheim

Am 6. Mai 1895 fand in feierlichem Rahmen die Grundsteinlegung statt und bereits am 29. Oktober des gleichen Jahres konnte das Richtfest begangen werden. 

 

In den letzten Monaten des Jahres 1896 forcierte man die Bauarbeiten zusehends, um die Kirche noch im selben Jahr fertigstellen zu können. Dies gelang und so konnte die Gemeinde am Dienstag, den 8. Dezember 1896, die Einweihung ihres neuen Gotteshauses begehen. Der Festtag begann in aller Frühe mit Glockengeläute und "Choralblasen" vom Turm der neuen Kirche. Nach einem Abschiedsgottesdienst in der Gereonskapelle formierte sich der Festzug durch die beflaggte Stadt zur neuen Kirche. Dort nahm Konsistorialrat Dr. August Hermann Schick aus Bayreuth unter Beteiligung der Geistlichkeit des Dekanates Bamberg die Einweihung vor, Ortspfarrer Küffner hielt dabei die Predigt. Nachdem sich die geladenen Gäste bei einem festlichen Bankett im großen Rathaussaal gestärkt hatten, fand der Nachmittagsgottesdienst statt. Glockengeläute und ein Chor- und Instrumentalkonzert im der Kirche gegenüberliegenden Gasthaus "Zum Hirschen" schlossen den Tag der Einweihung ab. 

Die Kirche wurde aus Dankbarkeit für die zahlreichen Liebeserweise bei deren Bau nach dem Apostel Johannes benannt, dessen Name insbesondere für die brüderliche Liebe unter Christen steht.