Menschen gestalten Kirche - Jahresthema 2018

Menschen, die tagtäglich mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und ihrem Handeln an „ihrer Kirche“ bauen und Gemeindeleben gestalten, war Thema im Jahr 2018. Dabei stand schwerpunktmäßig der Kirchenvorstand und die Kirchenvorstandswahl am 21. Oktober 2018 im Fokus.

Evangelische Gemeinden wählen Kirchenvorstand

Die Kirchenvorstandswahl am 21. Oktober 2018 steht unter der Überschrift „Ich glaub. Ich wähl.“ Das Logo zeigt einen Fisch, dessen Schwanzflosse einem (Wahl)Kreuz ähnelt. Für die ersten Christen war der Fisch ein geheimes Erkennungszeichen. Er drückte ihre Zusammengehörigkeit und den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus, den gekreuzigten Sohn Gottes, aus.

Ihre Mithilfe ist gefragt!

Eine Gemeinschaft, die im Glauben verbunden ist, braucht eine sichtbare Leitung. Die Kirchenvorstände werden gewählt und beauftragt, zusammen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern diese Leitungsaufgabe zu übernehmen. Unsere Gemeinden sind zum einen auf Frauen und Männer angewiesen, die bereit sind zu kandidieren (Mindestalter: 18 Jahre). Zum anderen sind alle Gemeindeglieder aufgerufen, mögliche KandidatInnen vorzuschlagen und zur Kandidatur zu ermutigen sowie deutlich zu machen, welche Erwartungen und Wünsche sie an ihren Kirchenvorstand haben.
Mit Ihrer Stimme geben Sie am 21. Oktober unseren Kirchenvorständen Rückhalt und drücken damit Ihre Verbundenheit mit Ihrer Gemeinde aus! Wählen dürfen übrigens alle Gemeindeglieder, die am 21. Oktober 14 Jahre alt und konfirmiert oder 16 Jahre alt sind und mindestens drei Monate zur Gemeinde gehören.

Der Kirchenvorstand hat viele Aufgaben

Der neue Kirchenvorstand wird in den kommenden sechs Jahren die Entwicklung unserer Gemeinden gestalten. Dazu gehört u.a. die Verantwortung für das gottesdienstliche Leben, die Kirchenmusik und die verschiedenen Bereiche der Gemeindearbeit. Der Kirchenvorstand ist zuständig für alle Angestellten und für die Begleitung der Ehrenamtlichen, für den Unterhalt der Gebäude und Einrichtungen sowie für die Finanzen der Gemeinde.
Enno Weidt, Pfarrer in St. Johannis

Demokratie wagen!

Vom Geist Gottes in unseren Gemeinden

Viele von uns werden zu sich schon gesagt haben: „Zu diesem oder jenem Umstand müsste Kirche doch etwas sagen!“ Auch ich habe schon so gedacht. Nur hat allerdings eine solche Aussage ein Problem: Bei diesem Satz denken wir zuerst an die Amtskirche, an Bischöfe oder Bischöfinnen, die doch öffentlich Stellung beziehen mögen.

Wir dürfen aber nicht Gefahr laufen zu vergessen, dass Kirche zuallererst die Gemeinschaft der Christen ist. Kirche sind zuerst wir, die Gemeinschaft der Gläubigen.
Der Gefahr, Kirche zuerst als Hierarchie zu verstehen, trat Martin Luther entgegen, indem er feststellte: „Es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören’ (Joh 10,3).“

Im Gedanken vom „Priestertum aller Gläubigen“ ist diese Einsicht in den evangelischen Kirchen aufgegriffen worden.
Die Verfassungen unserer Kirchen versuchen, dieser Erkenntnis Rechnung zu tragen. Zum Beispiel wählen die Vertreter der Gemeinden auf Synoden Bischöfe oder Bischöfinnen. Oder unsere Synoden treffen Entscheidungen, die Glaubensfragen berühren; etwa wenn sie darüber beschließen, ob die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in unseren Kirchen zulässig ist.

Ist es aber richtig, dass mit Hilfe von Mehrheitsentscheidungen über Fragen entschieden wird, die die Wahrheit des Glaubens betreffen? So wird immer wieder kritisch gefragt. Unsere Kirche meint: Ja, das ist richtig. Sie vertraut darauf, dass im Gespräch, in den Diskussionen, ja im Streit um die Wahrheit der Geist Gottes wirkt.

In unseren Gemeinden wird der Gedanke vom Priestertum aller Gläubigen konkret, indem beispielsweise den gewählten Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern die Macht verliehen wird, über alle wesentlichen Fragen der Kirchengemeinde zu entscheiden. Nicht die Pfarrerinnen und Pfarrer entscheiden über die Fragen der Gemeinde; es sind die Kirchenvorstandsgremien, die nach dem Mehrheitsprinzip ihre Beschlüsse fassen. Dies ist Ausdruck evangelischen Kirchenverständnisses, Kirche nicht „von oben nach unten“ gestalten zu wollen, sondern Gemeindeglieder verantwortlich in Gemeinde- und Kirchenleitung einzubeziehen. Ich meine, dies ist ein Grund mehr, an der anstehenden Kirchenvorstandwahl am 21. Oktober teilzunehmen.     
Christian Muschler, Pfarrer in Forchheim Christuskirche