Ergebnisse der Gemeindeumfrage von Evangelisch-in-Forchheim

Gemeindeumfrage
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Jugend, Seelsorge und Diakonie sind Schwerpunkte bei GemeindeUmfrage

Knapp 100 Personen beteiligten sich an der Umfrage der beiden Forchheimer Kirchengemeinden. Das sind weniger als 2% der Gemeindeglieder. Trotzdem ergeben sich deutliche Trends und Schwerpunkte, die für einen großen Teil der Gemeindeglieder repräsentativ sein dürften.

Bei jeder Frage konnte man auf einer Skala von 1-5 die Bedeutung von elf ausgewählten Bereichen der Gemeindearbeit kennzeichnen. Fast alle Bereiche erhielten in den obersten beiden Kategorien über 80% Zustimmung: ein klares Votum, dass grundsätzlich alle genannten Bereiche wichtig sind. Überraschend gaben 75% der Jugend- und Konfirmandenarbeit die höchste Wertung „5“. 68% bewerteten jeweils die (Klinik-)Seelsorge und die diakonische Ausrichtung mit „5“.

Die Kirchenvorstände werden nun die vielen Impulse, Visionen und konstruktiven Kritikpunkte auswerten, die in jedem Bereich genannt wurden. Die Ergebnisse werden nicht nur die Ausrichtung der Arbeit in den Gemeinden vor Ort beeinflussen, sondern – hoffentlich - auch bei der Stellenentwicklung auf Dekanatsebene Berücksichtigung finden.

Dazu werden im folgenden Gemeindegruß weitere Ergebnisse der Umfrage veröffentlicht.
Interessant ist auch, wer an der Umfrage teilnahm: rund ein Viertel wohnt auf dem Land, drei Viertel sind aus Forchheim. Die Gruppe der über 60jährigen ist etwa so groß wie die der unter 60jährigen. Und deutlich mehr Frauen als Männer haben die Umfrage ausgefüllt.

Enno Weidt, Pfarrer in St. Johannis

Diakonische Arbeit hat hohe Priorität

In der Gemeindeumfrage von St. Johannis und Christuskirche wurde die Wichtigkeit der diakonischen Arbeit besonders hoch bewertet.

Es hat uns sehr gefreut, dass viele Angebote der beiden Gemeinden bekannt sind. Das Hilfe- und Beratungszentrum, das gerade pausierende Sonntagsfrühstück und der Mittagstisch der Christuskirche sowie das Bürgerzentrum wurden positiv wahrgenommen.

Auch die Arbeit der beiden Ev. Kindertagesstätten und des Familienzentrums (St. Johannis) werden als diakonisch angesehen. Unsere Gesellschaft profitiert davon, dass dort Kinder mit und ohne Handicap unterschiedlicher Milieus und Herkunft miteinander spielen und lernen. 

Manche führten als bewährt auf, dass akute Notlagen in den Pfarrämtern durch direkte finanzielle Gaben gemildert werden können. Auch der Einsatz für Asyl suchende Menschen wurde benannt. 
Andere wussten, dass beide Gemeinden zu den Kuratoriumsmitgliedern des ökumenischen Sozialladens gehören.

Trotz dieses großen Engagements wurden wir aufgefordert, mehr zu tun, z. B. auch die Not von Menschen im globalen Süden nicht aus dem Blick zu verlieren. Das ist uns sehr wichtig. Deshalb organisieren wir z. B. Basare zugunsten unseres Partnerdekanats Hai in Tansania.          
Knut Cramer, Pfarrer der Christuskirche

 

Seelsorge elementar wichtig

Der Bereich „Seelsorge“ wird von vielen TeilnehmerIinnen an der Umfrage als elementar wichtige Aufgabe der Gemeinden wahrgenommen und gelangt so auf Rang drei der Gesamtauswertung. Dabei spielt es offenbar keine Rolle, ob die TeilnehmerIinnen bereits eigene Erfahrungen mit Seelsorge gemacht haben oder nicht. Die hohe Wertschätzung entspricht auch der Stellung, die speziell Klinik- und Altenheimseelsorge im Prozess „Profil und Konzentration“ (PUK) unserer Landeskirche einnehmen, wo diese beiden Bereiche ausdrücklich als „Räume des kirchlichen Handelns“ definiert werden mit dem Ziel, dafür aussagekräftige Konzepte zu entwickeln. 

Die Spanne der in den Fragebögen genannten Aktivitäten reicht vom Geburtstags- und Hausbesuch über briefliche und telefonische Kontakte bis hin zu Besuchen im Krankenhaus oder Pflegeheim, den Gottesdiensten an diesen Orten, Sterbe- und Trauerbegleitung, Hospizarbeit und Notfallseelsorge. Etliche Äußerungen betonen die Bedeutung der ehrenamtlich Mitarbeitenden, z.B. im Besuchsdienst, und die Notwendigkeit ihrer qualifizierten Ausbildung und Begleitung.

Damit kirchliche Seelsorge diesem Selbstverständnis und Anspruch für die Zukunft gerecht werden kann, muss sie sich aus Sicht der SeelsorgerIinnen den Herausforderungen der Gegenwart stellen: 

  • Der Begriff „Seelsorge“ wird zunehmend auch von kommerziellen Anbietern in Beschlag genommen und weltanschaulich beliebig gefüllt. Hier müssen die Kirchen Profil zeigen, sowohl in der Botschaft als auch in der fachlichen Kompetenz!
  • Eine schmerzliche Erfahrung der Corona-Zeit ist, wie schnell und strikt der eigentlich unstrittige Zugang von SeelsorgerInnen zu PatientIinnen/BewohnerIinnen unterbunden wurde. Hier ist die Kirchenleitung gefragt, mit dem Staat/den Trägern Regelungen zu vereinbaren, wie einerseits dem Infektionsschutz entsprochen und zugleich das im Grundgesetz verbriefte Recht auf freie Religionsausübung gewahrt werden kann.
  • Die Zahl der Krankenhausbetten und Heimplätze in Forchheim wird weiter steigen. Umso wichtiger wird es sein, für die Gewinnung, Ausbildung und Begleitung Ehrenamtlicher und für die Kontakte in die Ökumene, zu anderen Organisationen und zu den Heimen und Kliniken sowie für die Ortsgemeinden verlässliche und qualifizierte Ansprechpartner*innen benennen zu können.

Wir hoffen, dass der Arbeitsbereich „Seelsorge“ im Zusammenhang mit den anstehenden Stellenkürzungen nicht entgegen allen Wertschätzungsbekundungen aus den Gemeinden und der Kirchenleitung an den Rand gedrängt und als zusätzliche Aufgabe anderen Pfarrstellen zugeschlagen wird.

Ulrich Bahr, Pfarrer in der Christuskirche
Beate Wagner, Diakonin in der Christuskirche und in St. Johannis