Naturraum bewahren

Leben braucht Räume - Naturraum bewahren
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Fridays-for-future-Bewegung in Forchheim -

Interview: Klimaschutz - eine Frage der Nächstenliebe

Die Natur – der Lebensraum von Pflanzen,Tier und Mensch – ist bedroht. Der aktuelle Bericht des „Weltbiodiversitätsrates“ warnt: zwischen einer halben und einer Million Tierarten werden in den nächsten Jahren aussterben. Der Mensch ist dabei, durch sein maßloses Handeln die Umwelt zu zerstören, deren Teil er ist. Der fortschreitende Klimawandel beschleunigt den Schwund der Artenvielfalt. Die Jugendlichen, die in der „Fridays-for-Future-Bewegung“ weltweit zum sofortigen Schutz des Klimas aufrufen, haben auch die Bewahrung des Lebensraumes im Blick. So konstatiert es N. P., einer der Organisatoren und Redner der ersten „Fridays-for-Future-Demonstration“ in Forchheim, im Interview mit Pfarrer Enno Weidt.

N.P.: Klimawandel und Artenschwund hängen eng zusammen. Ein Beispiel ist der Regenwald: Er speichert enorme Mengen CO2 und ist zugleich Lebensraum vieler Arten. Durch die Erwärmung der Ozeane sterben Korallen... Diese Liste könnte ich unendlich fortführen.

E.W.: Die Situation ist dramatisch. Ist das der Grund, dass du dich als 13jähriger Jugendlicher so aktiv für den Klimaschutz engagierst?

N.P.: Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Menschheit. Aber es ist noch nicht ganz zu spät. Wir sind optimistisch, wir geben die Zukunft nicht auf.

E.W.: Am 29. März fand die erste Fridays-for-Future-Demo in Forchheim statt. Wie war die Stimmung?

N.P.: Sehr gut – offen für alle! Wir hatten mit 120 Teilnehmern gerechnet. 400 sind gekommen. Viele waren das erste Mal auf einer Demo. Das macht optimistisch, dass wir etwas bewegen können. Wir müssen jetzt nur
laut genug sein – und durchhalten!

E.W.: Du hast vor diesen 400 Jugendlichen auf der Demo gesprochen. Respekt! Was wolltest du rüberbringen?

N.P.: Der Optimismus, der diese Demo geprägt hat, hat mir das Reden leicht gemacht! Ich wollte motivieren und zeigen, dass Klimaschutz nicht nur Verzicht bedeutet, sondern viel Positives bewirken kann. Dazu
habe ich Mahatma Gandhi zitiert: „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“. Daran sollten wir unsere Lebensart ausrichten.

E.W.: Welche Reaktionen habt ihr auf die Demo erfahren?

N.P.: Der Vater eines Mitschülers sagte einmal: „Der Klimawandel ist uns nicht egal. Weil wir euch lieben!“ Aber natürlich gab es auch Leute, die uns nachriefen: „Geht in die Schule!“ Dabei geht es uns gar nicht ums
Schulschwänzen. In den Osterferien demonstrierten in Erlangen 600 Jugendliche trotz strömenden Regens!

E.W.: Auch viele Politiker zeigen Sympathie für eure Bewegung.

N.P.: In der Tat! Aber Lob reicht uns nicht. Wir wollen, dass die Politiker endlich handeln. Sie müssen den öffentlichen Nahverkehr fördern und Radwege bauen. Ökologische Ernährung muss finanziell günstiger werden, und die Energiewende, verbunden mit einem schnellen Kohleausstieg, muss vorangetrieben werden.

E.W.: Und die Jugendlichen, sind die auch bereit zu verzichten, wenn es z.B. um etwas so Persönliches wie das Handy geht?

N.P.: Ja, privater Verzicht ist ein großes Thema! Viele Jugendliche sind bereit sich anders zu ernähren, biologisch und vegetarisch oder sogar vegan. Wichtig wäre, dass bei Lebensmittel und andern Produkten gekennzeichnet wird, was die Klimakiller sind. Übrigens: es gibt inzwischen nachhaltige Handys, bei denen zum Beispiel auf die Verwendung klimafreundlicher Rohstoffe und die Wiederverwendbarkeit geachtet wird.

E.W.: Viele warnen, dass dieser Verzicht Menschen mit wenig Geld noch mehr belastet. Keiner will, dass auch in Deutschland Gelbwesten ihre Wut auf die Straße tragen.

N.P.: Klimaschutz ist natürlich auch eine soziale Frage. Allein mit Verboten wird man nicht weiterkommen, und Klimaschutz müssen sich alle leisten können. Bevor das Autofahren teurer wird, müssen Alternativen geschaffen werden, z. B. mit einem günstigen und hochwertigem öffentlichen Nahverkehr. Es geht darum, nachhaltigen Konsum zu fördern. Letztlich muss Klimaschutz billiger sein. Es kann nicht sein, dass wer verzichtet, mehr zahlen muss. Ohne Klimaschutz werden Millionen von Menschen ihre Heimat verlassen müssen und zu uns fliehen.

E.W.: Der Schutz von Klima und Natur ist auch ein zentrales christliches Anliegen.

N.P.: Ja, der Klimaschutz wird die größte Probe für die Nächstenliebe sein! Es geht um grundlegende Werte und um die Frage: wird die junge Generation noch ein menschenwürdiges Leben haben? Ich habe die Hoffnung, dass sich die Menschen über alle Grenzen hinweg für den Klimaschutz einsetzen. Wenn die Menschheit diese Probe besteht, wird die Welt eine ganz andere sein, aber ich glaube, es wird eine bessere sein.

E.W.: Ich danke dir herzlich für das Gespräch!

Der Mensch als Gärtner - eine biblische Perspektive

Ich las einmal eine Nacherzählung des biblischen Schöpfungsberichts. Sie endete wie folgt: Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, setzte er sich auf eine Bank. Er war glücklich über das neu erschaffene Leben. Plötzlich aber kam ihm ein Gedanke: „Bei Gott! Wer soll das alles pflegen?“ Dann habe er gesagt: „Lasst uns den Menschen schaffen! Damit er diesen Garten bewahre“ (nach Gerhard Begrich).

Der Mensch als Gärtner, der den Garten der Schöpfung bewahrt. Das ist es, was die Bibel meint, wenn sie vom Auftrag Gottes an den Menschen berichtet, über die Tiere zu herrschen und sich die Erde untertan zu machen (1. Mose 1,28).
Immer wieder ist die Bibel hier so verstanden worden, als würde Gott mit diesem Auftrag dem Menschen einen Freibrief zur Ausbeutung der Natur geben. Aber davon kann nicht die Rede sein. Denn zum einen kann sich die Bibel ein rechtes Herrschen nur als das Wahrnehmen von Verantwortung vorstellen. Zum anderen macht Gott selber klar, wie der Mensch diesen Herrschaftsauftrag erfüllen soll: als sein Ebenbild (1. Mose 1,27). Wie Gott die Welt sorgsam erschuf und erhält, so
soll der Mensch sich bemühen, mit der ihm anvertrauten Schöpfung umzugehen. Dass die Bibel den Herrschaftsauftrag an den Menschen nur so und nicht anders versteht, macht sie immer wieder deutlich: Etwa wenn sie die Feiertagsruhe auch damit begründet, dass auch das Vieh einen Anspruch auf Ruhe hat (5. Mose 5,14). Oder wenn sie daran erinnert, dass dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbunden werden darf (5.Mose 25,4).

Dass die Bibel beim Auftrag, über die Erde zu herrschen, nicht die Ausbeutung der Erde im Sinn hat, wird nicht zuletzt an ihrem Staunen über das Wunder der Schöpfung deutlich: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel. Du hast sie alle weise geordnet!“, singt ein Beter der Psalmen (Ps 104,24). Wer der Schöpfung
aber staunend begegnet, wird nicht ihre Ausbeutung betreiben können.

Johannes Kepler (1571-1630) war ein berühmter Astronom. Seine Erkenntnisse sind heute noch von Relevanz. Eine Schrift, die er verfasst hatte, beendete er mit den Worten: Es sei nun Zeit, die Augen und Hände von den Blättern voller Sätze und Beweise zu erheben und in Demut zu Gott zu beten: „…Ich sage Dir Dank, Schöpfer, Gott, weil Du mir Freude gegeben hast an dem, was Du gemacht hast, und ich frohlocke über die Werke Deiner Hände ...“.

Ja, Gottes Schöpfung gibt in der Tat Anlass zum erfreuten Staunen. Wie könnten wir da mit ihr anders umgehen als ein Gärtner, der seinen Garten pflegt und bewahrt?

Christian Muschler, Pfarrer in der Christuskirche Forchheim